![John Locke, Quelle:
Godfrey Kneller [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]](https://www.rotermann.de/wp-content/uploads/2019/12/John_Locke_Crop.png)
Der englische Arzt und Philosoph John Locke gehört zu den bedeutendsten Philosophen der englischen Aufklärung. Sein politisches Hauptwerk erschien 1690 und heißt „Two Treatises on Government“.
Aufgaben:
Der folgende Text ist in Wortwahl und Satzbau für moderne Lesegewohnheiten ungewöhnlich und dadurch anspruchsvoll. Deswegen soll die Annäherung schrittweise über drei Absätze des Textes erfolgen.
Gehe für jeden Absatz wie folgt vor:
1. Erfassen die Kerngedanken Lockes durch ein- oder mehrfaches Lesen.
2. Beantworte die Frage(n) zur Verständnissicherung am Ende des Absatzes.
3. Notiere eine inhaltlich aussagekräftige Überschrift für diesen Absatz in das Textfeld.
Gedanken zur Regierung
Quelle: John Locke: The Second Treatise of Government, 1689. (Deutsche Fassung: “Über die Regierung”)
So gelangt das Staatswesen zu einer Macht, für solche Überschreitungen, die unter den Mitgliedern der Gesellschaft begangen werden und die es der Bestrafung für wert erachtet, dasjenige Strafmaß festzusetzen, das man für angemessen hält (also zu der Macht, Gesetze zu erlassen), und zugleich zu jener Gewalt, jegliches Unrecht zu bestrafen, das einem der Mitglieder von jemandem zugefügt wird, der nicht zu dieser Gesellschaft gehört (also zu der Macht über Krieg und Frieden), und das alles zur Erhaltung des Eigentums aller Mitglieder dieser Gesellschaft, soweit es möglich ist. […] Und hier liegt der Ursprung der legislativen und exekutiven Gewalt der bürgerlichen Gesellschaft: sie hat nach feststehenden Gesetzen zu urteilen, wie weit Verbrechen zu bestrafen sind, die innerhalb des Gemeinwesens begangen wurden. Ebenso muss sie durch Urteile, welche durch die jeweiligen Umstände des Falles begründet sind, entscheiden, wie weit Schädigungen von außen bestraft werden sollen. In beiden Fällen aber kann sie, sofern es notwendig sein sollte, auf die gesamte Kraft ihrer Mitglieder zurückgreifen. […]
Die große Erwartung der Menschen, die in eine Gesellschaft eintreten, liegt im friedlichen und sicheren Genuss ihres Eigentums, und das große Werkzeug und Mittel dazu sind die Gesetze, die in dieser Gesellschaft erlassen worden sind. So ist das erste und grundlegende positive Gesetz aller Staaten die Schaffung der legislativen Gewalt, so wie das wichtigste und grundlegende natürliche Gesetz, das sogar über der legislativen Gewalt stehen muss, die Erhaltung der Gesellschaft und (soweit es mit dem Gemeinwohl vereinbar ist) jeder einzelnen Person in ihr ist. Diese Legislative ist nicht nur die oberste Gewalt des Staates, sondern sie liegt auch geheiligt und unabänderlich in den Händen, in welche die Gemeinschaft sie einmal gelegt hat. Keine Regelung irgendeines anderen Menschen, in welcher Form sie auch verfasst, von welcher Kraft sie auch gestützt sein mag, kann die verbindliche Kraft eines Gesetzes haben, wenn sie nicht ihre Rechtfertigung von derjenigen Legislative erhält, die vom Volk gewählt und ernannt wurde. Denn ohne sie könnte das Gesetz nicht haben, was absolut notwendig ist, um es zu einem Gesetz zu machen, nämlich die Zustimmung der Gesellschaft. […]
Abschluss: Hast Du die Grundidee Lockes verstanden?
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